Am 2. März 1897 war der Ursprung der Gesellschaft Möbelwagen. Die Fahrt einer fröhlichen Gruppe in einem Zweck entfremdeten Möbelwagen durch Stuttgart hatte für erhebliches Aufsehen, einigen behördlichen Ärger und schließlich einem königlichen Gnadenerlass gesorgt. Es war damals der erste - wenn auch recht bescheidene - Karnevalsumzug in Stuttgart nach rund 350jähriger Abstinenz. Die munteren Herren aus dem Möbelwagen konsultierten sich zu einem Elferrat und pflegten fortan närrisches Brauchtum, wobei das Gefährt der ersten Stunde für Namen und Symbol der ersten Stuttgarter Karneval-Gesellschaft herhalten musste.Im damals noch monarchistischen Württemberg musste selbstverständlich ein gestandener Mann mit einem Ehrentitel einen honorigen Verein repräsentieren und so wurde im Jahr 1901 zum ersten mal in Stuttgart ein Prinz Carneval auf den närrischen Thron gehoben.Ungeachtet aller Stuttgarter Skepsis gegenüber närrischem Treiben fasste der Karneval immer mehr Fuß, erlitt aber durch Kriegszeiten schwere Rückschläge. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Gesellschaft Möbelwagen dann erneut die erste, die zum Spaß und zur Freude der Bürger an die Öffentlichkeit trat, das war 1946. Und im Jahr darauf schwangen erstmals junge Mädchen bei Möblerveranstaltungen hungrig die Beine. Im Stuttgarter Karneval war bundesweit die erste Mädchengarde geboren worden. Die Stuttgarter Karnevalgesellschaft war - und es soll so bleiben - bei Aktivitäten immer die Erste!
Seit 1901 stellt die Karnevalsgesellschaft Möbelwagen den Stuttgarter Stadtprinzen.1949 wurde die erste Prinzessin gekürt und es wurde daraus das Stuttgarter Stadtprinzenpaar.Sowohl damals wie heute besucht das Stadtprinzenpaar - während der Kampagne - zahlreiche Eigen- und Fremdveranstaltungen, Umzüge sowie Empfänge in Nah und Fern.Über Jahrzehnte ist die Karnevalsgesellschaft Möbelwagen dafür bekannt, Prinzenpaare zu stellen, die als wesentlicher Bestandteil zu dem breitgefächerten Programm unserer Gesellschaft aktiv beitragen.
Von 1902 an hatte der Möbelwagen für einige Jahre eine Prinzengarde aus jungen Männern erschaffen, die nach Unterbrechungen im Jahr 1927, zum 30. Jubiläum wieder gegründet worden war. Im Jahre 1947 gründete die Gesellschaft Möbelwagen als erste Gesellschaft in Stuttgart eine Mädchentanzgarde "Das Pagencorps", die sich später in die "Blaue Tanzgarde" umbenannten.Zum 60. Jubiläum, im Jahre 1957 überraschte Herr Roland Eyrich die Gesellschaft mit einer neuen Tanzgarde, die er heimlich und alleine zusammengestellt hat. Die "Weissen Funken" wurden gegründet. Anfang der 70er Jahre gründete die Gesellschaft Möbelwagen dann eine Nachwuchsgarde: die "Prinzengarde". Eine gemischte Garde, bestehend aus Kinder- und Juniorengarde.
Es war im Jahre 1971, als die "Weissen Funken" bei einem Turnier Ihren ersten süddeutschen Meistertitel in Ludwigshafen ertanzten - mit einem exakten Marschtanz.Im selben Jahr noch schrieb die Gesellschaft Möbelwagen Württembergische Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport aus, die von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewannen.Und es war die "Blaue Tanzgarde", die bei diesem Turnier gleich die Meisterschaft errang. In den folgenden Jahren waren bei diesem wichtigen Vergleichsturnier stets Garden der Möbler auf den ersten Plätzen zu finden. Zunächst hatte man sich bei den Turnieren noch mit der Sparte Marschtanz begnügt, später kamen noch die Disziplinen Schautanz, Tanzmariechen, Tanzpaar und Gemischte Garde hinzu.
Damals Stuttgart 1, heute 70182 Stuttgart, Urbanstrasse 49a, das ist die Adresse vom Domizil der Karnevalgesellschaft Möbelwagen Stuttgart e.V. seit 1897. Lange hat es gedauert, bis die erste Stuttgarter Narrenvereinigung zu ihrem eigenen Haus kam. Sie musste dazu erst 80 Jahre alt werden. In all den Jahren davor hatte der Möbelwagen Gastrecht in den verschiedensten Lokalitäten, angefangen vom Gründungslokal, dem "Badischen Hof". Natürlich waren die Möbler immer gern gesehene Gäste, wo immer sie auch beherbergt wurden. Meist waren die Wirte sogar bereit, einen Raum für die immer mehr werdenden Utensilien bereit zu stellen. Aber man war eben beengt und was ein Schwabenherz - selbst ein närrisches - eben besonders drückt: 's isch nix oigas. Die große Gelegenheit bot sich 1976. Werner Schick hatte von Berufswegen die Möglichkeit, die Gebäude Urbanstrasse 49 und 49a zu kaufen, in denen die Generaldirektion der Colonia-Versicherungen ihren Sitz hatte. Schick ging daran, die Büros in den alten Bürgerhäusern wieder in Wohnraum zurück zu verwandeln. Noch bei den Planungsarbeiten erkannte der Architekt und Möblerpräsident glasklar, das Erdgeschoß von 49a, da wo die Versicherer ihre Computer stehen hatten, das wird das Möblerdomizil. Umgehend wurde mit den Umbauarbeiten begonnen. Bereits 1977 konnten die Möbler in ihre eigenen Räume einziehen. Rund 200 Quadratmeter Fläche stehen den Aktiven der Gesellschaft zu Verfügung, von denen alleine der Ballettsaal gut 80 Quadratmeter misst. Natürlich fehlen auch notwendige Umkleide- und Toilettenräume nicht. Lagerraum ist vorhanden. Erwähnenswert ist noch der kleine Gastraum mit der eingebauten Küche. Gemütlich eingerichtet, lädt er zum Verweilen ein.
Der "Goldene Möbelwagen" in 785/14 Karat Gold (ca. 80 Gramm schwer) ist ein Orden besonderer Art. Er wurde 1973 aus Anlass des 75. Jubiläums der Gesellschaft gestiftet und - so stand es seinerzeit geschrieben - an einen Mitmenschen verliehen. Das Wort Mitmensch wurde mit voller Absicht gewählt, weil die Möbler nicht Prominente irgendwelcher Art ehren wollten, die sowieso im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, sondern Menschen, die im Stillen für das Wohl der Allgemeinheit wirken. Mit der Verleihung des "Goldenen Möbelwagen" ist eine Geldsumme in nicht unerheblicher Höhe verbunden. Der Ausgezeichnete hat aber die Verpflichtung, diese Summe einem guten Zweck eigener Wahl zuzuführen. Außerdem soll er in dem Gremium mitwirken, das die jeweils nächsten Träger der hohen Auszeichnung bestimmt. Die Möbler wollen mit diesem Orden und der Gabe stellvertretend für alle Karnevalisten bekunden, dass sie nicht nur die Sonnenseite des Lebens bejahen, sondern auch humanitäre Gedanken pflegen. Sie wollen mit dem "Goldenen Möbelwagen" das immer aktuelle Thema Nächstenliebe im Bewusstsein halten.
Das Jubiläumsgeschenk der Möbler an die Stadt Stuttgart: Die erste Stuttgarter Karnevalgesellschaft Möbelwagen e.V. seit 1897, älteste Karnevalvereinigung in Württemberg, hat sich zu ihrem 90. Jubiläum vorgenommen, der Stadt Stuttgart und ihren Bürgern ein Geschenk zu machen: einen Narrenbrunnen. Der Möbler-Präsident Werner Schick sagte aus diesem Anlass, der Verein wolle aus Dankbarkeit gegenüber dem Publikum, den Förderern und der Verwaltung und dem Gemeinderat etwas von bleibendem Wert stiften, das an die Tradition und den Zweck der Gesellschaft Möbelwagen erinnert. Der Narrenbrunnen in der Fußgängerzone Kronprinzenstrasse zeigt ein stilisiertes Prinzenpaar aus Edelstahl, das Brunnenbecken soll den Möbelwagen darstellen, gezogen von einem stilisierten Rößle, ebenfalls aus Edelstahl.